Entwicklungen im Schulwesen

Die Schulverhältnisse der Weimarer Republik erschienen den Nationalsozialisten zu vielfältig und unsozial. Ihr Parteiprogramm nennt deshalb in Nr. 20 als Ziel: „Wir fordern die Ausbildung geistig besonders veranlagter Kinder armer Eltern ohne Rücksicht auf deren Stand oder Beruf auf Staatskosten".1) Adolf Hitler versuchte gezielt, die Jugend für sich zu gewinnen. Mehrfach betonte er die Bedeutung eines parteilich und staatlich gleichgeschalteten Erziehungswesens für seine „nationale Revolution".2) Über die Zertrümmerung der Staatlichkeit Bayerns durch die Gleichschaltung der Länder wurde am 1. Mai 1934 das Schulwesen mit dem bayerischen Kultusministerium dem neu gebildeten Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung unterstellt. Die Landesbeamten wurden mittelbare Reichsbeamte; sie waren als Lehrer zugleich noch über den Reichsstatthalter Epp auch dem Reichs- und Landesinnenmimsterium unterstellt, d.h. Dr. Frick und dem eigentlichen starken Mann Bayerns, dem Gauleiter von München-Oberbayern Adolf Wagner.3) Maßgebende Kraft für die Schul- und Bildungs-politik im schließlich geschaffenen Einparteienstaat für „die innere Erneuerung der Erziehung und der Erzieher [...] der Neuformung des Schulaufbaus [...] der rechtlichen und organisatorischen Neuordnung der Beziehungen des Schulwesens zum Staat und zu den Gemeinden und Gemeindeverbänden" war die NSDAP.4) Als der bis dahin noch amtierende bayerische Kultusminister Hans Schemm am 5. März 1935 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war, blieb das Amt zunächst unbesetzt, bis es der schon kommissarisch dafür mit zuständige Innenminister und Gauleiter Adolf Wagner im Dezember 1936 offiziell übernahm.5) Zunächst blieben die Schulen Rosenheims alle erhalten: das Humanistische Gymnasium, die Oberrealschule, das Städtische Mädchenlyzeum und die dreiklas-sige Haustöchterschule mit Erziehungsinstitut, die katholische Knaben- und Mädchenvolksschule, die evangelisch-lutherische Volksschule, die Berufsschule, die Fort-bildungsschule für Mädchen, das Holztechnikum, die Kreislandwirtschaftsschule und die private Kaufmanns- und Hotel-Fachschule.6) Das nationalsozialistische Frauen-bild schlug sich in verstärkter hauswirtschaftlicher Mädchen-Ausbildung und der Gründung von BdM-Haushaltungsschulen 1936 nieder.7)Schulen zur Förderung des Parteinachwuchses oder nationalsozialistischer künftiger Führungseliten, wie die nationalpolitischen Anstalten, Adolf-Hitler-Schulen oder die Ordensburgen, die neben dem traditionellen Schulsystem im Dritten Reich gegründet worden waren,8) gab es nach bisheriger Kenntnis der Quellen in Rosenheim selbst nicht. In dem 1940 geschlossenen Internat Neubeuern wurde eine von der SS geleitete Nationalpolitische Lehranstalt (Napola) errichtet. Politische NS-Grundsätze verschärfter Auslese und verbesserter Chancengerechtigkeit blieben wohl rhetorische Forderungen. Schulgeld mußte weiterhin bezahlt werden, wenn ein Kind eine weiterführende Schule besuchen sollte. Nur die Hauptschulen hätten später davon ausgenommen werden sollen.9) Oberstudiendirektor Woerl von der Oberrealschule befürwortete sogar die Einführung der Hauptschulen mit der Begründung, sie entlasteten die Oberschulen, die wegen mangelnder Auslesemöglichkeiten immer noch unter zu starkem Schülerzustrom litten.10) Auch die ab 1939 angeordnete Zwangsmitgliedschaft in den NS-Jugendverbänden belastete die Familienkassen erheblich, da Mitgliedsbeiträge und die Ausrüstung aufzubringen waren. Infiltration und Indoktrination durch die NS-Ideologie erfolgte sowohl von oben, als auch von unten in einer Art Zangen- oder Scherenbewegung: Ministerielle Verordnungen und Erlasse veränderten Erzie-hungs- und Unterrichtsrichtlinien zur Vermittlung der NS-Weltanschauung; die Jugendorganisationen der Partei lockten mit teils zweifelhaftem Erfolg zu romantischem und fragwürdigem Freizeitverhalten außerhalb des elterlichen oder erzieherischen Zugriffs. Schon vor Hitlers Kanzlerschaft hatten die vorübergehend verbotenen NS-Jugendverbände wie der NS-Schülerbund Lehrkräfte in Mißkredit gebracht. Der damalige NS-Schülerbundführer aus der 9. Klasse, Hans Lambaski, denunzierte seinen Klaßleiter Korbinian Mayer bei der Partei wegen antinazistischer Äußerungen, so daß dieser zum 1. April 1934 nach Ingolstadt versetzt wurde. Mit den Einrichtungen der Hitlerjugend und zugehöriger Jugendverbandsorganisationen verstärkte sich der Überwachungsdruck auf die Lehrkräfte, die dies teils als Schaffung einer politisch und pädagogisch schädlichen Atmosphäre des Mißtrauens empfanden.11)

Schüler in der Staatsjugend

So weit erfaßbar, war die Mitgliedschaft von Schülerinnen und Schülern bei NS-Jugendverbänden zwischen 1933 und 1939 ungleich verteilt. Nach den seit dem 4. Juli 1934 verpflichtenden Berichten der Volksschulen über diese Mitgliedschaften ist der Organisationsgrad der männlichen Jugend erheblich höher gewesen als der der katholischen Mädchen:12)

 

Mitgliedschaften der Volksschüler in der Staatsjugend 1934 - 1936

Knabenvolksschule

 3.10.34

  23.5.35    14.9.35    8.1.36    11.5.36    9.10.36

Zahl der Schüler

487

487

468

461

446445

davon in der Staatsjugend

332

337341428435429

in v. H.

68,169,272,882,897,596,4
Kath. Mädchenvolksschule

Zahl der Schülerinnen

515499476477472475

davon in der Staatsjugend

79163123510217276

in v. H.

15,332,625,844,045,958,1

Mitgliedschaften in der Staatsjugend am Ende des Schuljahre 1934/35

Volksschüler   insgesamt    davon in HJdavon in BdMGesamt

Oberbayern

25.77227,7%8,8%36,5%

Rosenheim Stadt

1.21028,2%18,2%47,0%

Rosenheim Land

7.74619,0%8,8%27,8%

Im Vergleich mit den Mitgliedschaften im Regierungsbezirk Oberbayern war die Zugehörigkeit zu den Jugendverbänden in Rosenheim bei den weiblichen Volksschülern erheblich höher, bei den männlichen aber annähernd gleich. Dennoch legte man dem klösterlichen Lehrpersonal die geringeren Mitgliederzahlen bei den Mädchen gegenüber denen der Knaben als passive Resistenz zur Last.13) Mit Wirkung vom 27. Mai 1935 war Theodor Bauer für den Bereich der Stadt Rosenheim stellvertretend beauftragt worden, die Tätigkeit aller bestehenden Jugend-Organisationen zu überwachen.14) Dies mag dazu geführt haben, daß unter vermehrtem Druck der damalige Oberbürgermeister Zahler in einem immer gleichlautenden Schreiben städtische Beamte und Angestellte anschrieb, deren Töchter noch nicht beim BdM waren, um Beitritte zu erzwingen: „Der Haushaltungsvorstand kann nicht auf der einen Seite dem Staate dienen, auf der anderen Seite aber seine Kinder zu Staatsfeinden erziehen lassen, wie es in den konfessionellen Verbänden durch deren geistliche und Laien-Führer in offener wie versteckter Weise geschieht."15) Andererseits gab Rektor Forstner am 30. September und 10. Oktober 1935 beim Oberbürgermeister die Erfolgsmeldung ab, daß die 7. und 8. Klassen jeweils geschlossen der HJ angehörten.16) Der Bericht des Bezirksrats Adolf Krog vom 6. Februar 1935 über Visitationen im Bezirk (Rohrdorf, Nickiheim, Hochstätt, Pfaffenhofen, Aschau, Breitbrunn, Flintsbach und Stadt Rosenheim) zur Feststellung der Tätigkeiten der NS-Jugendverbände belegt, daß die Absicht der totalen Erfassung der Jugend etwa im Jungvolk zu dieser Zeit nicht gelang, auch mit der Begründung, daß man dort nicht hingehe, „weil es dort so flegelhaft zugehe".17)Jungvolkführer waren Gymnasiasten, Oberrealschüler oder gar schlecht beleumundete Lehrlinge. Um die staatspolitische Schulung sei es noch schlecht bestellt. Das Jungvolk spiele teils am Staatsjugendtag lieber Schach, „Watten" oder „Schafkopfen".18)
Auch an den höheren Schulen zeigte sich erst gegen 1937/38 ein dichterer Organisationsgrad. So waren am Humanistischen Gymnasium 1934/35 von 249 Schülern 80 beim Jungvolk, 37 bei der HJ, 13 bei der SA, 5 bei der SS, 6 beim DLV, 5 beim JM, 11 beim BdM, insgesamt also 157 (63 %). 1938 waren von den 194 Schülern 171 (88 %) bei der Staatsjugend.19)

Veränderungen im Schulalltag

Die Einführung des „Staatsjugendtages", des schulfreien Samstags und eineinhalbtägiger Wochenendfahrten einmal im Monat führte zur Konzentration des Unterrichts auf Vormittage, die Einführung der 50-Minuten-Schulstunde und die Kürzung und Bedrängung des Religionsunterrichts.20) Entsprach die Wirklichkeit auch nicht der beabsichtigten propagandistischen Tätigkeit und der vormilitärischen Ausbildung in NS-Jugendverbänden, so wurde von der Schulseite doch geklagt, daß die Stundenplanarbeit dadurch erschwert werde und trotz möglicher Stoffreduktionen in zu kurzer Zeit zu viel durchgenommen werden müsse. Unterrichtsausfall wurde zusätzlich und vermehrt durch häufige Einberufung von Lehrkräften zu Kursen für nationalpolitische Bildung, zu Arbeits- und Wehrdienst verursacht.21) Die zahllosen nationalen und anderen Sonderfeiern, Beflaggungen, das Anhören von Rundfunksendungen nach der Versorgung der Schulen mit Radios22)mögen anfänglich für Schüler willkommene Unterrichtsunterbrechungen gewesen sein, später durch Dauerberieselung vielleicht inneres Abschalten verursacht haben.23)
Für die in ihrer politischen Haltung in Pflicht genommenen und überwachten Lehrkräfte24)war außerschulische Mitarbeit in NS-Organisationen zwingend vorgeschrieben.25) Auch hier gab es „Anhängerschaft, Überläufer- und Anpassertum und Restwiderstand."26) Daß ein geregelter Schulbetrieb durch den Kriegsbeginn noch mehr beeinträchtigt war, braucht kaum weiter verdeutlicht zu werden.

Veränderungen im Schulwesen

Nach der „Verreichlichung" des Schulwesens betrafen drei einschneidende Änderungen deren Inhalte und Ausrichtungen: Die Einführung der „Deutschen Gemeinschaftsschulen", die Vereinheitlichung der Höheren Schulen und die Umformung der Mittelschulen, bzw. die Neugründung von Hauptschulen. Die Schule konfessionell unabhängig zu organisieren war kein spezifisch nationalsozialistisches Ziel. Doch ergab sich dafür nach dem Tod des evangelisch-kirchenfreundlichen Kultusministers Hans Schemm für den kirchenfeindlichen Adolf Wagner unter Verletzung des Reichskonkordats aus dessen Sicht die Durchsetzungsmöglichkeit, weil, so die Nationalsozialisten, mit der Länderselbständigkeit auch das Landeskonkordat erloschen sei27) und somit ohne Elternbefragung und -Zustimmung diese Gemeinschaftsschule einführbar wäre.28)
In ganz Bayern wurden 1676 Schulordensschwestern verdrängt. In Rosenheim bedeutete es die Entlassung aller Lehrkräfte der Mädchenvolksschule in der Heilig-Geist-Straße, die Ordensschwestern waren. Für sie veranstaltete man am 27. Dezember 1936 abends in der Stadtpfarrkirche eine Abschiedsfeier, zu der einige hundert Menschen gekommen waren. Pfarrer Bernrieder drückte dabei offen seinen Ärger über die Aufhebung der Bekenntnisschulen aus. Er vertrat damit sicherlich die Meinung eines Großteils der Bevölkerung. Auf der Straße kam es dann vor der Mädchenvolksschule wegen anderer früherer Meinungsverschiedenheiten zu einer Schlägerei zwischen den SA-Mitgliedern und Parteigenossen Sedlbauer und Michl mit dem parteilosen Josef Heindl. Zeuge war noch der Jungvolk-Führer und DAF-Mitglied W Winker. Das durch Sedlbauer gegen Heindl veranlaßte Verfahren wurde eingestellt.29) Die im Zuge der Einführung der Gemeinschaftsschule 1936 aufgelöste evangelische Volksschule wurde 1948 wiederhergestellt.30) Seit dem Volksentscheid gelten nach Artikel 135 der Bayerischen Verfassung christliche Gemeinschaftsschulen vom 22. Juli 1968 an als Regelschulen in Bayern. Die Vereinheitlichung der Höheren Schulen galt mit dem Beginn des Schuljahres 1937/38 auch in Rosenheim. Zugelassen waren nur noch sogenannte „Oberschulen" (für Jungen oder Mädchen) und Gymnasien, von deren Besuch seit 1938 die Mädchen ausgeschlossen waren. Der Direktorin M. Oskar Rambold wurde am 10. Januar 1938 vom Kultusministerium mitgeteilt, daß den klösterlichen Lehrkräften zum Ende des Schuljahres die Unterrichtserlaubnis entzogen sei. Am 8. April 1938 mußten die Armen Schulschwestern das Lyzeum verlassen. Eine Abschiedsfeier war zwar verboten, aber Dekan Bernrieder hielt in der Schulkirche dennoch einen Abschiedsgottesdienst, bei dem er die Arbeit der Klosterfrauen würdigte. Seit Herbst 1938 wurde die „Mädchenoberschule" von weltlichen Lehrkräften geführt.31)
Im Lokalblatt lobte man die Reduktion des Bildungsangebots, das ursprünglich 45 verschiedene Formen der Höheren Schulen umfaßt habe, da im Sinne des Famulus Wagner nach Goethes ,Faust' damit das Streben nach Alleswisserei abgewehrt werde.32) Im Folgejahr wurde die Schulbesuchszeit der Oberschulen und Gymnasien um ein Jahr gekürzt, weil, so die nationalsozialistische Begründung, Arbeits-, Wehrdienst und früherer Berufseintritt zu leisten seien. Der Deutsche Gemeindetag hatte sich überwiegend gegen diese Verkürzung gewandt, weil man eine Niveausenkung der Bildung befürchtete.33) Englisch und Latein waren verbindliche Fremdsprachen, Deutsch, Geschichte, Biologie, nationalpolitische Erziehung waren neben Sport profilbildende Leitfächer, die durch die Stundenzuweisung hervorgehoben wurden. Gegen „Intellektualismus" sollte die Erziehungsarbeit auf das „Heranzüchten gesunder Körper" eingestellt sein.34) Geforderte „soziale Tugenden" waren „Treue, Opferwil-ligkeit, Kameradschaft, Gehorsam".35)Auch der altsprachliche Unterricht war durch entsprechende Lektürewahl zur Formung des politischen Menschen im Sinne des Nationalsozialismus verpflichtet worden.36)
Insgesamt verstand man die Höheren Schulen als Eliteschulen, die ohne Verleihung der mittleren Reife nur theoretisch Hochbegabte zum Universitätsstudium führen sollten.37) Für die Schulleiter galt es, in ihrer Schule das Führerprinzip zu verwirklichen.38) Zwischen Volksschulen und Höheren Schulen standen die Realschulen. Sie wurden teils nach preußischem Vorbild zunächst in Mittelschulen verwandelt. Nach dem Anschluß Österreichs 1938 sollte nach Hitlers Aussage von 1940 die in der „Ostmark" bestehende Form der „Hauptschule" zum Mittelstück des Schulaufbaus im Dritten Reich werden. Die Mittlere Reife war bereits am 2. Dezember 1938 abgeschafft worden.39) Die Durchlässigkeit des Schulsystems war damit entscheidend eingeengt worden. 1942/43 wurden erstmals vom bayerischen Kultusministerium gemäß den Anweisungen des Reichsministeriums Hauptschulen in begrenzter Zahl gegründet. Auf Antrag von Schulrat Uhl und Oberbürgermeister Gmelch vom 12. Mai 1943 begann mit Genehmigung des Regierungspräsidenten nach einer Vorauslese eine gemischte Hauptschulklasse von 46 Schülerinnen und Schülern unter Leitung des Lehrers Weindl im Schulgebäude an der Stollstraße in Rosenheim den Unterricht. Im Folgejahr kam eine 2. Hauptschulklasse hinzu. Der Krieg verhinderte einen weiteren Ausbau dieses nationalsozialistischen Hauptschultyps. Die Mädchenmittelschulen waren in Hauptschulen umgetauft worden.40) Neben diesem hierarchisch dreistufigen, an beruflich - ständischen Gesellschafts- und Schichtungsvorstellungen der NS-Ideologie ausgerichteten Schulaufbau gab es noch das Berufs- und Fachschulwesen. Die Rosenheimer städtische Berufsschule wurde 1938/39 zu einer Berufsschule für Jungen und Mädchen mit einer gewerblichen, kaufmännischen und hauswirtschaftlichen Abteilung. Ihre „Pioniere der Technik" sollten später nicht zuletzt der Rüstungsindustrie dienen.41) Es ist erstaunlich, daß man 1944 und 1945 noch an einen nach Kriegsende weiterzuverfolgenden Ausbau der Hauptschulen dachte. Der Unterrichtsbetrieb war ja bereits erheblich durch den Luftkrieg gestört.42)Außer den Bombenangriffen waren Schulen zu Lazaretten umfunktioniert worden, häufig mußten Schulräume gewechselt werden.43)
Beim Einmarsch der Amerikaner in Rosenheim hatte schon fast ein halbes Jahr vorher kein ordentlicher Lehrbetrieb mehr stattfinden können.44) Als dann nach dem 2. Mai 1945 die verschiedensten Gruppen in Notunterkünften untergebracht werden mußten, wurden zuerst einmal die Schulgebäude belegt. Lehrkräfte blieben wegen einstweiliger Suspension weg, ohne Entnazifizierungsmaßnahmen war noch kein Unterricht erlaubt. Klirrende Kälte und Kohlennot machten auch noch im Winter 1945/46 das Unterrichten fast unmöglich. Doch erfolgte eine erstaunlich rasche Wiederherstellung des Schulbetriebs, wie er überwiegend vor 1933 üblich gewesen war. Ein weitergehender Wandel des Schulaufbaus und der Inhalte sollte späteren Jahren vorbehalten bleiben; das amerikanische Bildungssystem wurde nicht aufoktroyiert.45)

Klaus Neumaier

Anmerkungen:

1) StARo, Altregistratur IV A 7 -144: Bericht von der Schultagung des deutschen Gemeindetages 1936 in Berlin, S. 15.
2) Vgl. ALEFF, Eberhard: Das Dritte Reich. 9. Aufl. Hannover 1970, S. 110 ff.
3) ZORN, Wolfgang: Bayerns Geschichte im 20. Jahrhundert. München 1986, S. 266 ff.
4) StARo, Altregistratur IV A 7 - 144: Bericht von der Schultagung, S. 6.
5) ZORN, Bayern im 20. Jh., S. 422.
6) Adreßbuch der Stadt Rosenheim 1932, S. 4; dass. 1936, S. 4.
7) RA vom 5.4.1937; dem Mädchen-Lyzeum waren laut Adreßbuch der Stadt Rosenheim von 1936 Haushaltungskurse angegliedert worden.
8) Vgl. SCHOENBAUM, David: Die braune Revolution. Eine Sozialgeschichte des Dritten Reiches. München 1980, S. 324 ff. Schoenbaum unterschätzt jedoch die nationalsozialistischen Eingriffe in das vorhandene deutsche Schulwesen.
9) Nach dem Jahresbericht des Humanistischen Gymnasiums von 1937/38, S. 16 waren jährlich 200 Reichsmark Schulgeld zu zahlen. Über Form, Inhalt und Ziele der Hauptschule informiert Max HOFMANN in: Die Landgemeinde Nr. 78, Ausgabe B. München am 25.4.1943; aus: StARo, Altregistratur IV A 7-144.
10) StARo, Altregistratur IV A 7 - 144: Schreiben OStD Woerls an den Kreisleiter der NSDAP Rosenheim, Abteilung Schulwesen, vom 15.4.1944.
11) RA vom 14. 3.1933 und RTW vom 14./ 15. 3.1933. StAM, LRA 19490 betr. Korbi-nian Mayer. Mayer unterrichtete Deutsch, Geschichte und Erdkunde. Im November 1945 wurde er rehabilitiert und zum Direktor der Oberrealschule (später Finsterwalder-Gymnasium) ernannt.
12) StARo, Altregistratur I A 1 - 104; die Tabellen wurden nach den vorliegenden statistischen Meldungen zusammengefaßt.
13) StARo, Altregistratur I A 1 - 104. Bericht der Stadtschulbehörde an die Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern, vom 27.10.1934.
14) StARo, Altregistratur I A 1 - 104.
15) Ebenda.
16) Ebenda.
17) Ebenda. Zu Krog: KÖGL, Otto: Volks-
schulen der Stadt Rosenheim. Beiträge zur Schulgeschichte. Rosenheim 1954, S. 153.
18) StARo, Altregistratur I A 1 - 104.
19) Humanistisches Gymnasium, Jahresberichte 1934/35 und 1937/38.
20) Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus (BSTM f. U. u. K): Bekanntmachung vom 22.1.1937, siehe Amtsblatt 1/1937, S. 1 ff. RA vom 12.4. 1937; nichtnationalsozialistische Jugend-und Lehrerverbände waren ja bereits aufgelöst, siehe ZORN, Bayern im 20. Jh., S. 423; Festschrift: 125 Jahre Bayerischer Philologenverband. München 1988, S. 20 ff. Der Gemeindetag forderte - ohne Erfolg - die Abschaffung des Staatsjugendtages, siehe Anm. 1, ebd. S. 23; Projektgruppe ZEITGESCHICHTE Rosenheim (Hrsg.): Rosenheim zur Zeit der Machtergreifung, Rosenheim, o. J. S. 149 f. (S. Simmerling); Typoskript im StARo.
21) Bericht des Gemeindetages, S. 23 ff.
22) StARo, Altregistratur IV A 1 - 51. Beispiel: Feiern aller Rosenheimer Schulen am Tag von Potsdam; siehe RA vom 21. 3.1933.
23) PEUKERT, Detlef (Hg.): Der Nationalsozialismus und das „Volk". Tübingen 1982, S. 86 ff. beschreibt für Norddeutschland die gegen die NS-Jugendverbände gerichtete Protestkultur Jugendlicher, die „hottern" und „lottern".
24) StAM, NSDAP 1030 - 1039: Politische Beurteilung von Lehrkräften 1933 - 1943.
25) BStM f. U. u. K: Bekanntmachung vom 20. 2.1937, siehe Amtsblatt 1/1937, S. 7; Mitgliedschaften in NS-Organisationen mußten in den Jahresberichten angeführt werden.
26) ZORN, Bayern im 20. Jh., S. 410.
27) Ebenda S. 387.
28) Ebenda S. 427; RA vom 15.4. 1937 bringt dies als „Aufmacher".
29) StARo, Einwohnermeldeamt - Personalakt Josef Heindl. Siehe auch: BHStA, MA 106689: Monatsberichte der Gestapo-Leitstelle München für Januar 1937 vom 1. 2.1937 und für Februar 1937 vom 1. 3. 1937. RA vom 7.1.1937.
30) StARo, Altregistratur IV A 1 - 52.
31) STAPFF, Heribert: Chronik des Karolinen-Gymnasiums 1890 - 1969. Rosenheim 1969. Hier S. 36 - 38, weitere Einzelheiten S. 40 - 48. StAM, NSDAP 983: Politischer
Stimmungsbericht der Gauwaltung München-Oberbayern des Nationalsozialistischen Lehrerbundes vom 1. 7.1938 an die Reichswaltung in Bayreuth.
32) RA vom 6.1.1937; BStM f. U. u. K: Bekanntmachung vom 15.4.1937, siehe Amtsblatt 2/1937; zum Ausschluß der Mädchen vom Gymnasium siehe Bekanntmachung vom 19.1.1938, Amtsblatt 1/1938, S. 1 ff.
33) Siehe Bericht des Gemeindetages (Anm. 1), S. 7, 23.
34) Siehe Anm. 30, Bekanntmachung vom
15.4.1937, Amtsblatt 2/1937, S. 1 ff.
35) Ebenda S. 3.
36) BStM f. U. u. K: Bekanntmachung vom 5.4.1937.
37) Siehe Anm. 10; aus dem dort genannten Schreiben geht dieses Schulverständnis ebenso hervor wie es in den Änderungserlassen des Ministeriums vorgestellt ist.
38) Gesetz über die Schulverwaltung vom 14. 3.1938, siehe Amtsblatt 7/1938, S. 143 f.
39) BStM f. U. u. K: Bekanntmachung vom
2.12.1938.
40) StARo, Altregistratur IV A 7 - 144; Adreßbuch der Stadt Rosenheim 1939.
41) Ebenda; siehe auch RA vom 5. 5.1939.
42) NEUMAIER, Klaus: 100 Jahre Finsterwalder-Gymnasium Rosenheim. Grundzüge des Werdegangs einer höheren Schule. In: Festschrift und Jahresbericht des Finsterwalder-Gymnasiums Rosenheim 1980/81, S. 12 - 50, hier S. 35 f.
43) StARo, Altregistratur IV A 7 - 148.
44) StARo, Benutzerakt Schulen - Finsterwalder-Gymnasium; danach war laut Schreiben des Schulleiters vom 20.10.1944 bis zum 1. März 1945 kein Unterricht in der Schule.
45) Der Rückblick auf die Jahre 1934 bis 1946 am Humanistischen Gymnasium von Dr. BRÜNNER erscheint doch beschönigend und untertreibend, siehe Humanistisches Gymnasium: Jahresbericht 1958/59. Rosenheim 1959, S. 51 ff. Zur weiteren Entwicklung Rosenheims als Schulstadt siehe die Arbeit von KLEBEL, Elke: Rosenheim als Schulstadt. Zulassungsarbeit zur 1. Prüfung für das Lehramt an Volksschulen. o.O. 1967 (Typoskript im StARo).