Die erste Chronik - Franz Joseph von Klöckels „Rosenheim mit seiner Heilquelle“ von 1815

Im Jahr 1815, vor 200 Jahren, erschien Franz Joseph von Klöckels Buch „Rosenheim mit seiner Heilquelle und Umgegend“. Das 260 Seiten starke Werk war Chronik und Reiseführer in einem. Der Band gehört zu den ersten gedruckten Einzeldarstellungen eines bayerischen Tourismusziels – vielleicht ist er sogar die früheste derartige Veröffentlichung.

Seit 1807 war Franz Joseph von Klöckel (1773 – 1833) als Landrichter in Rosenheim tätig und somit für die Rechtsprechung und die Verwaltung eines großen Teils des heutigen Landkreises verantwortlich. Der Band, den Klöckel „in tiefer Ehrfurcht“ dem bayerischen Staatsreformer von Montgelas widmete, enthält eine ausführliche geographische und klimatische Beschreibung von Rosenheim, eine umfassende Darstellung der Geschichte des Marktes und auch zahlreiche statistische Angaben.

Einen Schwerpunkt nimmt freilich die Beschreibung der Heilquelle, des Badehauses und des Kurangebotes ein. Klöckel wirbt, dass keine Heilquelle „an dieser Gebirgskette so eine glückliche Mischung von Schwefel, Kohlenstoff, Eisen und Laugensalz enthält“. Auch biete kein anderes Heilbad mehr „für Bequemlichkeit, Zerstreuung und Gesellschaft“. Badegästen, „welche  selten im Jahre gemeines Wasser zu trinken gewohnt sind“, rät Klöckel übrigens, das Heilwasser mit Wein zu mischen, „wozu sich Burgunder, oder ein anderer guter und ächter Wein immer eignet“.

Klöckels Band enthält Illustrationen von Friedrich Wilhelm Doppelmayr (1776 – 1845), der als Landgerichtsassessor an der Seite Klöckels tätig war. Als begabter Zeichner hielt Doppelmayr in seiner Freizeit Rosenheim und seine Umgebung in zahlreichen Skizzen und Aquarellen fest.

Klöckel plante einen zweiten Band, der sich mit den Landgemeinden um Rosenheim befassen sollte. Dazu kam es jedoch nicht mehr. 1816 entdeckte Klöckels vorgesetzte Dienstbehörde Unregelmäßigkeiten im Rechnungswesen des Landgerichts. Erfolglos wehrte er sich gegen die Vorwürfe und wurde zwangspensioniert. In späteren Jahren war Klöckel als Sekretär des landwirtschaftlichen Bezirkskomitees für Oberbayern tätig und bildete sich selbst zum Historiker aus. 1833 starb Rosenheims erster Chronist zurückgezogen in München.

Text: Karl Mair