Das Badewesen in Europa bis zum 17. Jahrhundert

Die heilende Kraft von natürlichen Mineralquellen kannte man in Europa bereits zu Zeiten der römischen Antike. Vom heutigen Italien ausgehend erreichte das Wissen die nördlichen Provinzen des Römischen Reiches. In der Nähe der Heilquellen entstanden Siedlungen mit Badeanlagen – wie etwa Aquae Aureliae, das spätere Baden-Baden, in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts.

Mit dem Niedergang des Römischen Reiches ab dem 3. Jahrhundert gerieten auch die Mineralquellen und das Wissen um ihre Heilkraft zunehmend in Vergessenheit. Erst im 11./12. Jahrhundert gewannen diese Kenntnisse wieder an Bedeutung. In mehreren Städten mit Heilquellen entstanden Badehäuser und Unterkünfte für die Besucher, die zu den Bädern reisten.

Parallel dazu fand man Quellen und Seen außerhalb von Siedlungen, deren Wasser ebenfalls therapeutisch genutzt werden konnte. Diese so genannten „Wildbäder“ erlebten einen Zulauf im 16. Jahrhundert. Zum einen stiegen zu dieser Zeit die Preise der öffentlichen Badehäuser, da Holz zum Heizen knapp und teuer geworden war; zum anderen traten Mediziner und städtische Verwaltungen an die Öffentlichkeit mit dem Hinweis, dass in den Badehäusern Seuchen verbreitet werden könnten.

Während durch diese Entwicklung in städtischen Badestuben die Besucherzahlen zurückgingen, wurden Wildbäder bevorzugt. Die wohlhabenden Kreise der Bevölkerung nahmen höhere Reisekosten und weite Strecken für ihre Badekuren in Kauf. Gebadet wurde zunächst in den Seen bzw. an den Quellen. Später errichtete man Badehäuser und leitete das Wasser dorthin.

Auch in Bayern sind schon früh Wildbäder bekannt. So lassen sich für das 15. und 16. Jahrhundert eine ganze Reihe dieser Bademöglichkeiten nachweisen, beispielsweise in den heutigen Orten Bad Gögging, Bad Abbach, Wildbad Kreuth oder Bad Adelholzen. Die Quellen in Bad Gögging und Bad Adelholzen wurden bereits in der römischen Antike zu therapeutischen Zwecken genutzt.

Text: Christina Hartung